9 Dezember 2010

HANDWERKSKAMMER  DORTMUND

Zeitung - ( Deutsches Handwerksblatt )  Ein Beitrag von Thomas Sommer


HANDWERKSKAMMER  DORTMUND,  Zeitung - ( Deutsches Handwerksblatt )

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14 November 2010

Dortmund-Kirchlinde: Geburtstätte des Akkordeons  

- Ein Beitrag von Nicola Schubert Radio DO 91,2

Nicola Schubert hat José Dias in seiner Akkordeon-Werkstatt in Dortmund-Kirchlinde besucht

RADIO  DORTMUND <----- Interview anhören, anklicken !

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 25 November 2009

- Ein Beitrag von Dirk Berger 

Zeitung - (Westfälische Rundschau)

Jose Dias restauriert Akkordeons: 16000 Einzelteile ergeben einen Ton

Instrumente, schon wenn sie zusammenstehen, haben etwas Familiäres. Gitarren wirken immer interessiert, Contra-Bässe zurückgenommen, Trompeten dünnhäutig, und Schlagzeuge sind die Rabauken.

In Jose´ Dias Werkstatt stehen Akkordeons zusammen, und wenn man sie sieht, weiß man, ihr Zug ist der der Melancholie. Ihre Fröhlichkeit ist deshalb noch längst nicht aufgesetzt. Vor allem nicht, wenn sich Dias um sie kümmert. Er baut, restauriert, spielt sie. Er respektiert sie.

Wenn etwas nicht mehr schön aussieht, kann es vieles erzählen. Das „Maugein Freres” ist 60 Jahre alt. „Es gehört Antonio”, sagt Jose´, ein Bekannter von ihm. „Er hat damit 35 Jahre seine Familie ernährt.” Hochzeiten, Dorffeste, Tag für Tag mit einer alten Vespa Portugal durchstreift, der Trauer und der Lebensfreude gedient.

Onkel Leonel hat's ihm beigebracht

Mattgespielt hat es den Weg in die Werkstatt Dias' gefunden. Der Kartonbalg fasert auf, es zieht und drückt die Luft asthmatisch, das Celluloid ist blindgegriffen und angekratzt, die Restauration wird einige Zeit benötigen. „Ende Juni 2010 soll es fertig sein.” Antonio ist alt und krank, er muss das Akkordeon in Ordnung bringen lassen, das ist er seiner „Maugein” schuldig. Mit ihr geht es, mit ihm nicht mehr so gut.

Jose´ ist Bohrwerkdreher (CNC-Fräser). Seit 31 Jahren lebt der 43-Jährige in Deutschland. Die Jahre davor prägten ihn so nachdrücklich, dass er heute seine technischen Fähigkeiten und sein Pläsier fürs Akkordeon zusammenbringen kann. Onkel Leonel trägt Schuld daran. „Er hat mich in seine Werkstatt mitgenommen, er hat es mir beigebracht.” Zuhause in Ferreira do Zezere und Alcobaça am Atlantik. Leonel Rocha hat mehrere Jahre in Italien bei „Fratelli Crosio” Akkordeons gebaut, er kannte sich aus. Da klingen schon die Namen: Im Regal steht ein wunderschönes „Scandalli” aus dem Jahre 1942. Dort ein „Coope´ Armoniche”, ein „Super Carini”, ein „Luccini King Polka”, ein „Hohner”.

Ein Leben reicht nicht, um das zu bauen

Jose arbeitet für Privatleute, er wartet die Instrumente für Orchester. Es sind welche darunter, die über 30.000 Euro kosten. Eine Triangel ist EIN Teil nebst Klöppel, ein Akkordeon besteht aus bis zu 16.000 Einzelteilen. Man kann sich damit auskennen. Und wenn man es so tut wie Jose´, dann kann man es auch spielen.

„Ich bin aber eher der Handwerker, als der Musiker”, sagt er. Er kann ein Jahrzehnte altes Akkordeon derartig auseinandernehmen, dass es in drei Staubsaugertüten passt und wieder so zusammenzusetzen, dass es klingt - das ist sein Stolz.

Er sägt Bleche aus Alu, gibt ihnen Muster, biegt sie in die Außenform, er weicht Celluloid ca.16 Stunden in ein Aceton/Wasser-Gemisch ein und hat ca. zehn Minuten Zeit, um es ums Blech oder Holz zu legen, dass es anzieht und dem Korpus seinen manchmal kirmeskreischenden, manchmal edlen Schimmer gibt. Er fräst, feilt, poliert, baut Strasssteine ein. Setzt Bohrungen im Winkel, unterfüttert mit Lederzungen, biegt Messing - und am Ende steht immer der Ton. Italiener sagen dazu: „Non basta una vita solo” - ein Leben reicht nicht, um das zu bauen.

An der Wand in Jose´s Werkstatt hängt ein Foto, das alles sagt. Es zeigt Sirico Orlandoni. Er ist 100 Jahre alt. Er spielt Akkordeon. Man sieht, dass er keinen Zahn mehr im Mund trägt. Warum? Weil er lacht.

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11 Dezember 2009 

-Ein Beitrag von Juan Yanez-Mejias

José Dias fräst, feilt, poliert, baut und restauriert Akkordeons.

In seine Werkstatt behandelt der Dortmunder die Schätzchen von Orchestern, Profis, Musikvereine, und Privatleuten.

Aus ganz Europa werden Instrumente zum Reparieren gebracht. 

Der Akkordeon-Doktor - Mediatek - WDR.de

 WDR - Fernsehenanklicken/download

 

Foto: Menne
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6 Oktober 2010

- Ein Beitrag von Eva Eismann


DORTMUNDER  ZEITUNG

So entsteht Musik
Das bewegte Leben eines Akkordeonbauers

José Dias hat eine echte Ruhrgebietskarriere hinter sich.
Mit elf Jahren kam der Portugiese zum ersten Mal nach
Dortmund. Später arbeitete er in einem Zulieferbetrieb für
den Bergbau. Und jetzt repariert und baut er Akkordeons.

 

                         

                 RN-Foto Foto: Menne

Ein Werkzeug, das in der Akkordeon-Werkstatt von José Dias nicht vorhanden wäre, gibt es nicht. Manche baut sich der gelernte
CNC-Bohrwerksdreher und Schlosser sogar selbst – etwa das Gerät, mit dem er die Knöpfe abschrauben kann.

Stundenlang könnte der 44 Jährige über Akkordeons reden. Mit seinem runden Gesicht und den graumelierten Haaren würde er gemütlich wirken – wenn er nicht
ständig in Bewegung wäre. Er greift hier ein Teil, lässt dort eine Maschine laufen, erklärt alles gleichzeitig.  Schon als Jugendlicher hat er an Akkordeons gebastelt, erzählt Dias. Sein Patenonkel ließ ihn herumprobieren, wann immer er in den Ferien dort war. Patenonkel Leonel Rocha hatte in Italien gelernt, dem
Heimatland der Akkordeon-Industrie. Zwei Jahre lang lebte der junge José sogar beim Onkel.


Heimweh hatte ihn zurück ans Meer getrieben: „Dort neh-me ich Anlauf und springe einfach in den Atlantik (Nazaré Strand)“, schwärmt Dias nochheute. Als Jugendlicher schien ihm Dortmund „wie eine Mondlandschaft – alle Gehwegplatten waren gleich.“
Dafür gab es hier Ausbildungsplätze. José Dias gehörte zu den 60 „Auserwählten“, die während einer kurzen
Zeit in den Achtzigern eine Lehre direkt bei der Handwerkskammer in Dortmund machen durften.
Anschließend arbeitete er unter anderem einige Jahre bei Hüffmeier & Hugenberg als Modell und Formenbauer und als Fräser so wie z.B. 19 Jahre lang als CNC-Bohrwerksdreher bei Deilmann-Haniel, baute mit Computertechnik Maschinen für den Bergbau, 
Als um ihn herum die Kollegen weinend zusammenbrachen, weil mit dem Kohlebergbau ihre Stellen wegbrachen, hatte Dias eine Alternative: Er
meldete die Akkordeonreparatur und Verkauf von neuen und Gebrauchten Akkordeons sowie Zubehör und Ersatzteile als Nebenerwerb an. Auch dabei kann er seine eignen computergesteuerte Maschinen brauchen und selbstgemachte Werkzeuge.


Inzwischen kann die Familie von dem Betrieb sogar leben. Vor neun Jahren zogen sie aus der Do. Nordstadt in ein eigenes Häuschen in Kirchlinde. Dort wohnt José mit seiner Frau und dem neun jährigen Sohn. Dias‘ Tochter ist 22 und schon zuhause ausgezogen.

 

      RN-Foto: Menne

Ruhig beim Spielen  „Wir fühlen uns in Deutschland jetzt sehr wohl“, sagt José Dias und lächelt.

Noch tiefer wird dieses Lächeln nur, als er schließlich selbst zumAkkordeon greift.  

„Sous le Ciel de Paris“ spielt er.  Und sein Gesicht leuchtet und wird für ein paar Momente ganz ruhig.

 

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5 September 2023

-Ein Beitrag von Marisa Fernandes und Oliver Cloppenburg

<--- Video anklicken

TV Portugal, RTP 1 - Reportagem

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Oktober 2024

WIR IN DORTMUND

      Magazin . Online . Video  

-Ein Beitrag von L. Müller (wir in Dortmund)

José Dias‘ Akkordeon-Klinik für alle Fälle

Nach Kirchlinde pilgern Musikprofessoren und berühmte Bands

(Fotos: Wir in Dortmund)

Viele tausend Einzelteile – die José Dias nicht nur reparieren, sondern zu einem guten Teil auch selbst herstellen kann. 

Er ist ein musikalischer Lebensretter, Chirurg und Notfall-Ambulanz in einer Person: Wenn nichts anderes mehr geht und nur noch geballte Fachkompetenz helfen kann, dann klingeln die Akkordeon-Besitzer des Landes bei Jose Dias an. Und dessen Werkstatt steht … nein, weder im pulsierenden Berlin noch im schicken München, sondern im Garten einer Kirchlinder Doppelhaushälfte.
Anno 2002 ist der gebürtige Portugiese, der als Kind mit seinen Eltern nach Deutschland kam, hier vor Anker gegangen – und hat an der Konradstraße seither bereits Musikprofessoren, zertifizierte Weltmeister oder Mitglieder der „Bläck Fööss“ willkommen heißen dürfen.
Jose Dias‘ Leidenschaft für das „Schifferklavier“ wiederum ist im Grunde eine lebenslange, besaß doch schon sein Onkel im heimischen Nazaré „die bedeutendste Werkstatt in weitem Umkreis“. Hier wuchs der kleine José inmitten von Musik auf und blieb seiner Leidenschaft auch anschließend im Erwachsenenalter treu. Da arbeitete er hierzulande mittlerweile als ausgebildeter Zerspanungsmechaniker für Deilmann & Haniel, widmete sich am Feierabend aber doch wieder seinen Akkordeons. Und stellte alsbald fest, wie sehr sein Hauptberuf ihm hierbei in die Karten spielte: Schließlich war es dem Neu-Dortmunder im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen problemlos möglich, Ersatzteile sogar selbst zu fertigen bzw. zu modifizieren ­– bei einem Instrument mit (gerüchteweise) bis zu 16.000 Komponenten ein unschätzbarer Vorteil.

(Fotos: Wir in Dortmund)

Wenn diese Regale Geschichten erzählen könnten!

Irgendwann überstiegen die Einnahmen aus der „professionellen Hobby“ dann sogar José Dias sonstigen Verdienst, so dass der damals 42-Jährige im Jahr 2007 endgültig die Seiten wechselte. Heute biegen sich die Regale an der Konradstraße – natürlich nur sprichwörtlich! – unter ihren Lasten, beherbergt die Werkstatt rund 80 Instrumente, die auf ihre Genesung warten. Prunkvolle sind darunter und schlichte, Tasten-Akkordeons ebenso wie solche mit Knöpfen und sogar ein paar ultra-moderne inkl. digitaler Schnittstelle. Nur solche mit Billigst-Innenleben aus Plastik kommen dem 58-Jährigen nicht ins Haus und lassen José Dias schon beim Gedanken daran erschaudern.

(Fotos: Wir in Dortmund)

Wichtigste Bestandteile aller „Schifferklaviere“ sind, wie er ausführt, die Stimmplatten. „Die können maschinell produziert worden sein und dann in etwa 1000 € kosten. Oder man wählt handgefertigte und investiert rund 6000 €.“ Bekommt dann dafür aber auch ein Instrument mit höherer Lebenserwartung, das sich außerdem längst nicht so schnell verstimmt.

Geht dann aber doch mal etwas schief, klingelt in vielen Fällen das Telefon an der Konradstraße. „Ich hatte auch schon“, blickt der Reparatur-Experte zurück, „um 23 Uhr verzweifelte Anrufe von Künstlern, die am folgenden Abend im Jazzclub Domicil oder den Westfalenhallen auftreten wollten.“ Im extremen Notfall setzt sich José Dias dann auch mal sofort an seine Maschinen. Grundsätzlich aber, so unterstreicht er, brauche man für seine Profession nicht zuletzt: Ruhe! Und zwar sowohl innere als auch äußere. „Weswegen ich“, führt der 58-Jährige aus, „solch einen Betrieb auch niemals in der Innenstadt führen könnte.“ Zwei Werktage plus Samstag gehören mittlerweile ausschließlich dem Feilen und Fräsen, Sägen und Stimmen in der heimischen Werkstatt. Sowie – sofern verabredet – der Auslieferung der guten Stücke, denn ein Postversand würde russischem Roulette gleichen. Auf diesen Touren verschlägt es José Dias dann auch mal weit Richtung Süden oder an die holländische Grenze, denn „angefragt werde ich im Umkreis von mindestens 800 km“, erzählt er.

(Fotos: Wir in Dortmund)

Vor der Zukunft ist dem Akkordeon-Doktor, der privat „alles mögliche, vor allem aber volkstümliche und lateinamerikanische Sachen“ hört, dann auch in keinster Weise bange. Als ein Großteil der Welt den Gürtel enger schnallen musste – in der Pandemie nämlich – sei die Lust der Leute am Reparieren-lassen offenbar noch gewachsen, wie er unumwunden zugibt. Und obwohl die Zahl der Akkordeon-Hersteller selbst im Traditionsland Italien traurigerweise rückläufig sei, deute das öffentliche Interesse am Instrument aus seiner Sicht eher in die andere Richtung. „Auch wegen der vielen JeKI-Projekte im Lande“, sortiert er ein. Weswegen der Sehnsuchtsort aller Akkordeonisten in Not auch künftig nicht in einer der großen Metropolen zu finden ist. Sondern in der Konradstraße in Dortmund-Kirchlinde.

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